„Wir sind vier“ von Manu Schimmelmann, erschienen im OVIS Verlag, ist ein bemerkenswertes Bilderbuch, das sich mit einem sehr speziellen und oft unterrepräsentierten Thema auseinandersetzt: dem Verlust eines ungeborenen Kindes und der Trauer, die damit einhergeht. Als Leser dieses Buches war ich tief berührt von der einfühlsamen Darstellung der emotionalen Reise, die Familien durchmachen, wenn sie ein Sternenkind verlieren. Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Kindes erzählt, das sein Geschwisterchen im Bauch der Mutter verloren hat. Dieses kindliche Erzählperspektive macht das Buch besonders zugänglich und berührend. Es schafft einen Raum, in dem Kinder und ihre Familien über das Thema Tod und Verlust sprechen können, was in unserer Gesellschaft oft noch ein Tabuthema ist. Die Hauptbotschaft des Buches, dass jedes Kind ein Teil der Familie bleibt, egal wie früh es verstorben ist, vermittelt Trost und Zugehörigkeit.
Besonders hervorzuheben sind die Illustrationen, die durch ihre Einfachheit und Klarheit bestechen. Die reduzierten Bilder und Formen von Manu Schimmelmann schaffen eine Atmosphäre, die sowohl den Schmerz des Verlustes als auch den familiären Zusammenhalt und die Liebe spürbar macht. Diese Bilder regen nicht nur die Fantasie der Kinder an, sondern laden auch zu Gesprächen über Gefühle und Erinnerungen ein. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches ist die interaktive Komponente. Am Ende des Buches wird den Lesern die Möglichkeit gegeben, selbst kreativ zu werden und ihre eigenen Erinnerungen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Dies fördert nicht nur die Verarbeitung der Trauer, sondern stärkt auch die familiäre Bindung und das Verständnis füreinander.
Manu Schimmelmann, die Autorin des Buches, bringt ihre eigene Erfahrung als Mutter von drei Sternenkindern in die Geschichte ein. Ihre berufliche Laufbahn als Biologin, Kunsttherapeutin und Familientrauerbegleiterin fließt ebenfalls in das Buch ein und verleiht ihm eine besondere Tiefe und Authentizität. Schimmelmann setzt sich aktiv dafür ein, die Themen Sterben, Tod und Trauer zu enttabuisieren und besonders Kinder in einen offenen und natürlichen Umgang mit diesen schwierigen Themen einzuführen. „Wir sind vier“ ist nicht nur ein Buch, sondern ein wertvolles Werkzeug für Familien, die einen Verlust erlitten haben. Es bietet einen sensiblen Zugang zu einem schwierigen Thema und hilft, den Schmerz und die Trauer zu verarbeiten. Das Buch ist für Kinder ab 5 Jahren geeignet und kann sowohl von Eltern als auch von Therapeuten und Pädagogen genutzt werden, um das Gespräch über Trauer und Verlust zu eröffnen.
Für Familien, die ein Sternenkind verloren haben, ist dieses Buch eine klare Empfehlung. Es bietet Trost und Verständnis und zeigt, dass jedes Familienmitglied, auch wenn es nicht mehr physisch anwesend ist, weiterhin ein wichtiger Teil der Familie bleibt. Insgesamt ist „Wir sind vier“ ein emotional tiefgehendes und wunderschön illustriertes Buch, das einen wichtigen Beitrag zur Trauerliteratur für Kinder leistet. Ich kann es jedem empfehlen, der auf der Suche nach einem einfühlsamen und unterstützenden Buch für Kinder und Familien in Trauer ist.